Stadt Leverkusen will sich jetzt für mehr stationäre Luftmessstationen im Stadtgebiet beim Land NRW einsetzen!
FDP-Ratsherr Friedrich Busch hatte dem Vortrag von Dr. Mülleneisen bei der Veranstaltung „Leverkusener Ärzte gegen KFZ-Emission“ genau zugehört und danach gehandelt. Es folgte ein Antrag der FDP-Ratsgruppe, der jetzt im Umweltausschuss zur Abstimmung stand:
„Die Stadt Leverkusen schafft eine eigene mobile Luftmessstation an, um insbesondere Werte für Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub außerhalb der beiden Landesmessstationen an der Gustav-Heinemann-Straße und Leverkusen-Manfort zu erhalten.“
Die Diskussion über das Thema von zusätzlichen Messstellen ergab folgendes Meinungsbild:
Einer mobilen Messstation wurde vom zuständigen Dezernenten Märtens eine Absage erteilt, weil sie nur kurzfristige Daten liefere und von daher nicht aussagekräftig sei.
Als mehrheitsfähig hat sich dann die Ansicht erwiesen, zusätzliche stationäre Messstationen beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) einzufordern.
Dieser Meinung hat sich die FDP-Ratsgruppe dann notgedrungen angeschlossen, wobei Ratsherr Friedrich Busch aber noch auf das Beispiel der Stadt Wuppertal hingewiesen hat:
Die Stadt Wuppertal hat seit vielen Jahren ein eigenes kommunales Luftmessprogramm. Sie führt in Ergänzung der Messungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW eigene Messungen und Kartierungen durch, um Aufschlüsse über die Luftbelastungssituation zu erhalten und um diese Erkenntnisse für Maßnahmen zur Luftreinhaltung und die Stadtentwicklung zu nutzen. (Quelle: Stadt Wuppertal – Luftreinhaltung)
Nach Auffassung von Ratsherrn Friedrich ist schon erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit in Leverkusen dem Thema „Luftbelastung durch Autoverkehre“ in den letzten Jahrzehnten gewidmet worden ist.
Friedrich Busch: „In unserer Stadt hat lange Zeit eine „Vogel-Strauß-Einstellung/Politik“ geherrscht, was dazu geführt hat, dass sich Jahrzehnte lang nicht ernsthaft mit den negativen Auswirkungen unserer Luftbelastung durch Autoverkehre auseinandergesetzt worden ist. Das Thema war in der Öffentlichkeit schon lange bekannt, wie ein Bericht im Focus aus dem Jahr 1994 zeigt.
Focus berichtet über den ersten gesamtdeutschen Vergleich der Umwelt- und Lebensqualität in Städten über 100 000 Einwohnern.
Zitat:
„Leverkusen, so zeigt der Städtetest, ist jetzt schon die verkehrsreichste Stadt im Bundesgebiet – mit einer Verkehrsintensität von täglich 534 000 PKWs. Das Leverkusener Autobahnkreuz…ist das höchstbelastete im gesamten Bundesgebiet…Umwelt und Gesundheit: Wie sich der sorglose Umgang mit der Umwelt auf die Gesundheit des Menschen auswirkt, beschäftigt seit Jahrzehnten Umweltmediziner…Für den Städtetest befragten die empirica-Wissenschaftler die Chef- und Oberärzte von Reha- und Fachkliniken nach ihrer Einschätzung, wie stark sich einzelne Umweltindikatoren auf die Gesundheit auswirken. Die Bewertung der Mediziner: Die Luftqualität ist am wichtigsten.“ (Zitat Ende – aus: FOCUS Magazin Nr.10 (1994)
Diese Aussagen sind vor 26 Jahren getroffen worden. Noch bis 2014 hat sich kaum ein Problembewusstsein für Gesundheitsschäden, verursacht durch die Autoverkehre im Leverkusener Stadtgebiet, eingestellt, wie ein zweites Beispiel zeigt:
Im April 2014 diskutiert der Stadtrat über die Anschaffung einer weiteren Messstation, um die Luft auf Schadstoffe zu untersuchen. (Bislang wurde die Luftqualität ausschließlich durch das Landesamt für Umwelt am Manforter Friedhof gemessen – Anm. F. Busch).
Der Leverkusener Anzeiger (Online-Artikel vom 27.04.2014) berichtet wie folgt über den von der Bürgerliste gestellten Antrag:
„Das werde es sicher nicht geben, hielt die Stadtverwaltung dagegen: Die Werte für die relevanten Schadstoffe in der Leverkusener Luft – vor allem Stickstoff und Feinstaub – seien in der Tendenz rückläufig und würden bereits genau gemessen, und zwar in einer Station am Friedhof in Manfort. Die Mittel des Landes seien begrenzt, der Aufwand für eine weitere Messstation wäre nicht verhältnismäßig….
Für sachliche Aufklärung sorgte Dr. Martin Oehler vom Medizinischen Dienst der Stadtverwaltung. Laut den Daten des aktuellen NRW-Krebsregisters seien die Fälle von Lungenkrebs und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in Leverkusen unter dem Landesdurchschnitt. Die Zahlen ergäben keinen besonderen Problemdruck in Leverkusen.“
Für Friedrich Busch steht mittlerweile fest: Innerhalb kürzester Zeit ist das Thema „Luftverschmutzung durch Autoverkehre und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen“ in der Mitte der Leverkusener Bevölkerung angekommen. Endlich!
Ein Luftreinhalteplan soll bis spätestens Ende 2017 für Leverkusen aufgestellt werden.
Die FDP-Ratsgruppe fordert ergänzend von der Stadtverwaltung Sofortmaßnahmen:
- Einrichtung eines städtischen Baustellenmanagements, um bei Straßenbauarbeiten innerstädtische Staus zu minimieren.
- Einrichtung eines Verkehrsleitsystems, um Ausweichverkehre von den Autobahnen „intelligent“ durch das Stadtgebiet zu führen. Dazu ist auf jeden Fall eine Kooperation mit Nachbarstädten notwendig.